04.03.2007 In 55h von Gschmaier (bei Ilz in Österreich) nach 25 Wolfe Tone Street (in Dublin, Ireland)
Anfang März habe ich mich zu einem kleinem Abenteuer hinreißen lassen um mein Motorrad von Österreich nach Irland überstellen zu können.
Facts:
Zuerst möchte ich Maurer Seppi, meine Eltern und der Fa. Gesslbauer (http://www.gesslbauer.at) danken die mir den Kauf des Motorrades aus der Ferne ermöglichten.
Ziel war es mein neues Motorrad nach Irland zu Überstellen, meine
Ursprüngliche Idee dies in 2Tagen zu probieren hab ich im Nachhinein gesehen
Gott sei dank verworfen und es auf 3 Tage erweitert.
War aber trotzdem ein kleines Martyrium.
Aber hier eine kleiner Auszug mein ein paar wenigen Bildern. Von der Strecke gibt es nicht viel Bilder. Einerseits würde man auf jedem sowieso nur Autobahn sehen, andererseits war ich auf Grund der Witterungsbedingungen nicht wirklich oft in der Stimmung Bilder zu machen.
Fr 2.3.2007
Abreise am Freitag so gegen 11:00h, das Wetter war den Umständen entsprechend angenehm, nicht warm aber kein Wind und kein Regen.
Das Gepäck war am oberen Limit, Heckrucksack, Tankrucksack und Rucksack am Rücken. Im Tankrucksack unglücklicherweise auch zwei Sicherheitsschlösser mit ca. 10kg.
Die ersten 300km durch Österreich waren recht angenehm, keine Probleme, 3-4 kleinere Regenschauer für ca. 15min aber nichts Aufregendes.
Die Strecke danach in Deutschland bis Frankfurt war etwas
härter, da auf dieser Strecke keine Geschwindigkeitsbeschränkungen bestehen und
kaum Verkehr war, war die Reisegeschwindigkeit ca. 180-200km/h mit Spitzen bis
250km/h.
Das Problem dabei, es bringt einem fast das Genick und die Hände um, vor allem
weil man auf Grund des Tankrucksackes sich nicht hinterm Windschutz begeben
kann. Außerdem platzte der Regenschutz für den Tankrucksack.
Im Nachhinein gesehen vermutlich ein Fehler gewesen. Am Ende der Strecke plagten bereits erhebliche Schmerzen vor allem in der rechten Hand, dem Genick und die Schultern. Sitzen war auch kein Spaß mehr.
Letztendlich hatte ich das Glück nachdem es dunkel wurde in den Abendverkehr um Frankfurt zu kommen, dazugehörend in einen Stau für ca. eine halbe Stunde mit der Aufgabe noch ein Hotel zu suchen, für dieses Teilstück hatte ich leider keines vorgebucht. Hatte dennoch das Glück vom Stau aus ein Hotel am Rande der Autobahn kurz nach Frankfurt zu entdecken, und das 500m vor der Abfahrt (dies war mehr als Glück!).
Danach ein angenehmes Abendessen, mit leichten Schmerzen am ganzen Körper mehr oder weniger positiv gestimmt für den nächsten Tag.
SA 3.3.2007
Beginnt sehr angenehm, ausgiebiges Frühstück, kein Regen und Abfahrt um eine christliche Zeit vom Hotel Ramada.
Kein Zeitdruck, die Fähre in Dover war um 23:00 gebucht und geschätzte 600km zu
fahren.
Dies Änderte sich nach ca. 50km, der erste leichte Regen setzte ein.
Bei Köln dann ein gravierender Fehler. Leicht verärgert über den
ununterbrochenen Regen war ich auch fest der Überzeugung, „Brüssel“ wird doch
wohl sicher auf der Autobahn angeschrieben sein.
Schwerer Fehler den ich erst nachdem ich ca. 70km über die Abzweigung
hinausgeschossen bin wahrhaben wollte.
Bei der Fahrt zurück auf meine Route hatte ich dann das Glück in eine 15km lange
Baustelle mit Stau zu kommen, die so schmal war das es auch nicht möglich war
neben den Autos vorbeizufahren. D.h. Schritt Tempo.
Dabei hat sich mein wasserfestes Motorraddress insofern
bewährt, indem das Gesamte Wasser von den Ärmeln direkt in die Handschuhe
geflossen ist, die waren dann bis oben voll mit Wasser.
Wie warm das ganze dann Während der Fahrt ist kann man sich vorstellen, zu
diesem Zeitpunkt hatte ich noch geschätzte 400km bis Calais vor mir und das
Wasser arbeitete sich langsam an den Ärmeln hoch. Aber zumindest keinen
Zeitdruck.
Mit den schon üblichen Schmerzen im rechten Arm, den Schultern und am Gesäß und nun auch noch halb gefrorenen Händen war nur noch das Ziel „Calais“ vor Augen. Nachdem auch Wasser in die Schuhe kam und die Füße auch halb eingefroren waren dachte ich auch, „Schlimmer kann’s ja nicht mehr kommen“.
Wie gesagt, dachte ich. In Deutschland dann beginnend, durch Niederlande durch bis Brüssel war das ganze dann von heftigem Sturm begleitet, der natürlich von der Seite kam damit es ne richtige Schaukelpartie wird wenn man an LKW’s vorbeifährt die den Luftstrom dann immer kurzfristig unterbrechen.
Zu diesem Zeitpunkt schwebte der ernsthafte Gedanke durch den Kopf die Aktion zumindest zu unterbrechen.
Konnte mich dann aber zusammenraffen, und ab Brüssel gab es dann keinen Regen mehr und nur mehr mäßigen Wind. Sogar etwas Sonne kam durch.
Schaffte es dann bis 18:00 in Calais anzukommen und meine für 23:00 gebuchte Fähre vorzuverlegen und konnte direkt auf die Fähre.
In diesem Moment Heilfroh, der schlimmste Teil ist geschafft. Hände, Schultern und Gesäß zwar vor Schmerz nicht mehr zu gebrauchen, aber bereits auf der Fähre nach Dover und im Hinterkopf bereits das gebuchte Hotel in Dover und der Plan für nächsten Tag, von 08:00 bis 16:00 ca. 600km in aller Ruhe durch England nach Holyhead zur nächsten Fähre bei der ich um 16:30 einchecken muss.
Dachte ich bis zu diesem Zeitpunkt.
Als ich auf der Fähre war, war eine Nachricht auf der Mobilbox, die von mir gebuchte Fähre um 17:00 ist wegen Schlechtwetter storniert. Einzige Möglichkeit die Umbuchung auf 14:00 mit spätestens 13:30 einchecken oder am MO fahren.
Wäre doch zu schön gewesen wenn’s nach Plan gegangen wäre.
In Dover angekommen gab es dann nur 5km Bis zum Hotel zu fahren. So schön das Wetter auch bei der Abfahrt in Calais war, pünktlich zur Ankunft in Dover hatte sich natürlich wieder eine Regenwolke über Dover breitgemacht, aber für die 5km war mir das dann schon richtig egal.
SO 4.3.2007
Auf Grund der unvorhergesehenen Fähränderung und aus welchem Grund auch immer trotzdem noch fest entschlossen das Durchzuziehen ging’s am Sonntag dann weiter.
Um das mit der frühen Fähre hinzubekommen, 04:00 Tagwache, natürlich kein Frühstück um diese Zeit und um 04:30 Abfahrt in Dover.
Gott sei Dank, kein Regen! Abgesehen davon hatte ich ja schon alles, Regen, Sturm, Kälte und Schmerzen dachte ich mir, was soll da noch kommen.
Als ich dann aus der Hotelausfahrt auf die leere Straße
raus fuhr wusste ich was noch fehlte.
Bingo, starker Nebel! Was will man mehr bei Sichtweiten von ca. 50 – 100m.
Dann hatte ich meinen ersten Gegenverkehr, zuerst dachte
ich mir Hoppla, dann fiel mir ein die verrückten Engländer fahren ja auch immer
noch auf der linken Seite.
Zumindest war ich dann richtig wach!
Schaffte es danach Problemlos zur ersten Tankstelle. Tankstellen waren immer eine erholsame stressfreie Unterbrechung.
Bisher.
An dieser Tankstelle um 6h morgens funktionierte weder
meine Kreditkarte, noch eine von den beiden Bankomatkarten an seiner Kasse und
auch nicht an dem Cash Automaten. Und diese Wahnsinnigen, nicht das sie nur
keinen Euro haben, die nehmen auch gar keinen!
Das einzige Glück das ich hier hatte, ansonsten würde ich jetzt dort vermutlich
noch meine Tankfüllung abarbeiten, war, das ich eine Woche vorher ein
Kreditkarte von der Firma für Dienstreisen erhielt die ich zufällig dabei hatte,
und die funktionierte.
Danach ging es wieder weiter, mit ein wenig Zeitdruck, da
bei Nebel ja nur verminderte Geschwindigkeit angesagt war.
Nachdem mir dann durch den Kopf ging was jetzt vielleicht noch passieren könnte
ist es auch gleich passiert.
Auf Grund des starken Nebels hatte ich natürlich wieder ein Hinweis Schild
verpasst um auf die Umfahrung von London zu kommen.
Bemerkt natürlich erst dann, als das Schild erschien „Ende der Autobahn, London
Zentrum 5 Miles geradeaus“.
Da wusste ich, ich bin nicht auf der Umfahrung.
„God Bless the Queen“, London ist wirklich sehr gut Beschildert, und da um diese
Zeit noch nicht viel Verkehr war kam ich relativ zügig auf die Umfahrung zurück.
Danach lichtete sich der Nebel und es ging glücklicherweise recht zügig voran. Die beinahe schon unerträglichen Schmerzen in den Schultern (die restlichen Schmerzen verschwanden mehr oder weniger darunter) die sich anfühlten als ob rechts und links ein Messer stecken würde ließen sich nur mehr nach Lockerungsübungen mindestens alle 50km ertragen.
Dann, gut 250km vor Holyhead, das Ziel schon mehr als vor Augen die letzte Tankfüllung mit der es nun nonstop durchgehen soll.
Da kann ja nicht mehr viel passieren.
Dachte ich mir halt wieder.
Von Chester weg, noch ca. 200km entfernt als ich die erste
dunkle Wolke sah viel mir wieder ein warum die Fähre um 17:00 storniert wurde.
Angekündigtes Schlechtwetter, wie konnte ich daher nur erwarten das ich
Regenfrei nach Holyhead komme?
Es dauerte auch nicht lange nach dem erblicken der ersten Wolke bis es losging. Ich musste direkt in das Unwetter hineinfahren. Regen wie aus Kübeln, und Sturm (der Gott sei dank mehr von Vorne kam als von der Seite).
Innerhalb kürzester Zeit waren die Handschuhe wieder voll Wasser das auch wieder begann sich die Ärmel hochzuarbeiten, die Füße ließen auch nicht lange auf sich warten und zu guter letzt fing es auch den Rücken hinunter an.
Zu den nun üblichen Weh Wehchen kam nun auch noch die Kälte
wieder dazu und ich zählte nur noch jeden einzelnen Kilometer bis Holyhead.
Obwohl es nur noch ein Stück war hatte ich nach jedem KM
das Gefühl ich muss das ganze auf der Stelle abbrechen. Das letzte fühlte ich
mich so am Zieleinlauf meines ersten Marathon, dort zählte ich auch jeden
Schritt und überlegte ob ich den nächsten noch machen soll.
Schlussendlich schaffte ich es aber doch noch 1h vor Abfahrt der Fähre nach
Holyhead. Verladung verlief auch hier auch problemlos.
An Board der Fähre während der drei Stunden Überfahrt
triefte überall Wasser von mir ab. Zwischendurch hatte ich Schüttelfrost
Anfälle, bei denen die größten Schmerzen die Schultern waren die bei jeder
Bewegung stechende Schmerzen losließen.
Auf jeden Fall muss ich offensichtlich einen erbärmlichen Eindruck gemacht haben
da mir die Damen aus dem Kaffee nebenan einen Kostenlosen heißen Kaffee
brachten.
In Dublin dann angekommen gab’s zur Abwechslung mal keinen Regen. Die zwei KM vom Hafen zur Wohnung waren vermutlich nur noch getrieben von einer heißen Dusche und einem gemütlichen essen.
PS: Die Idee nach knapp zwei Jahren ohne ein Motorrad gefahren zu haben sich auf ein Straßenmotorrad zu setzen und über 2000km zu fahren, und dies Anfang März ist sicher keine von meinen Vernünftigsten gewesen.